Fünfzehn heimliche Leiden und Schmerzen

Mein Herr und mein Gott! Es ist mein unver- 
änderlicher Wille, Dich durch die fünfzehn
heimlichen Leiden und Blutvergießen zu ver-
ehren, zu loben und anzubeten.
Soviel Sandkörnchen am Meere, soviel
Körnlein in den Äckern, soviel Gräslein auf
Erden und soviel Früchte auf den Bäumen,
soviel Blättlein an den Zweigen, soviel Blumen
in den Wiesen, soviel Sternlein am Firmament,
soviel Engel im Himmel und soviel Kreaturen
auf Erden sind: Soviel tausendmal sei gebene-
deit, gelobt und verherrlicht der liebreichste
Herr Jesus Christus, sein Heiligstes Herz,
sein Kostbares Blut, das Göttliche Opfer
der Heiligen Messe. Das hochwürdigste
Sakrament des Altars, die allerseligste Jung-
frau Maria, die glorwürdigen neun Chöre der
Engel und die gebenedeite Schar der Heiligen,
– von mir und allen Menschen – von nun an bis
in Ewigkeit. Ebenso vielmals begehre ich, Dir,
mein liebster Jesus, zu danken, zu dienen und
genug zu tun, Dir alle Schmach zu vergelten
und mit Leib und Seele anzugehören.
Sovielmal begehre ich auch meine Sünden zu
bereuen und Dich, meinen Herrn und Gott,
um Verzeihung zu bitten, alle Deine
Verdienste für meine Sünden, Schulden und
Strafen dem Himmlischen Vater aufzuopfern,
einen festen Vorsatz zur Besserung meines
Lebens zu fassen und um eine glückselige
Sterbestunde zu bitten und Dich um Erlösung
der Armen Seelen anzurufen. Die Andacht
begehre ich jede Stunde zu erneuern und bis
zu meinem Tode darin zu verharren. Ich bitte
Dich, o guter und liebenswürdigster Jesus,
dass Du diese meine herzliche Begierde im
Himmel bekräftigen wollest und nicht gestat-
test, dass sie von Menschen, viel weniger vom
bösen Geist, je vernichtet werde. Amen.


Christus der Herr, hat der frommen und gottliebenden
Schwester Maria Magdalena, aus dem Orden der heiligen
Klara, dieses Gebet geoffenbart. Sie lebte in Rom in
großer Heiligkeit und ist selig gestorben.
Christus erfüllte den Wunsch dieser Schwester, die etwas
von seinen heimlichen Leiden zu wissen begehrte. Er
erschien ihr und offenbarte ihr fünfzehn Schmerzen, die
er in der Nacht vor seinem Tode ertragen hatte. Christus
sprach zu ihr:
„Die Juden hielten mich für den
schlimmsten Menschen, der damals auf Erden war.
Darum banden sie mir mit einem Seil meine Füße und
rissen mich über die Stiege hinab in einen unsauberen,
stinkenden Keller;
entblößten mich meiner Kleider und zerstachen meinen
Leib mit eisernen Spitzen;
banden mir ein Seil um den Leib und schleiften mich im
Keller auf dem Boden auf und ab;
hefteten mich an ein Stück Holz und ließen mich hängen
bis ich ausschlüpfte und herabfiel;
über diesen Schmerz weinte ich blutige Tränen;
banden mich an einen Pfahl und durchstachen meinen
Leib mit allerlei Waffen;
warfen mit Steinen auf mich und brannten mich mit Glut
und Fackeln;
durchstachen mich mit Ahlen und Spießen und rissen
mir Haut und Fleisch von meinem Leibe und von
meinen Adern;
banden mich an eine Säule und stellten mich auf
glühendes Blech;
krönten mich mit einer eisernen Krone und verbanden
mir die Augen mit den unreinsten Tüchern;
setzten mich auf einen Stuhl, der voll von spitzen Nägeln
war, die tiefe Löcher in meinen Leib bohrten;
begossen mir die Wunden mit fließendem Blei und Pech,
worauf sie mich über den Stuhl hinabstießen;
steckten mir zu Schmach und Pein, Nadeln und Kluften
in die Löcher meines ausgerissenen Bartes;
warfen mich auf ein Kreuz, an das sie mich so stark und
hart banden, dass ich kaum mehr Atem holen konnte;
traten mir das Haupt zur Erde – einer stand mit dem Fuß
auf meiner Brust und stach mir einen Dorn von meiner
Krone durch die Zunge;
gossen mir den abscheulichsten Unflat in meinen Mund;
gebrauchten die schändlichsten Ausdrücke für mich‘
banden mir die Hände auf den Rücken;
führten mich mit vielen Schlägen und Streichen aus dem
Gefängnis und schlugen mich sehr oft.“
 
Dann sprach Christus: „Meine liebe Tochter! Ich begehre,
dass du diese fünfzehn heimlichen Leiden und
Schmerzen anderen offenbarst, damit sie betrachtet und
verehrt werden. Wer mir täglich eines von diesen
unbekannten Leiden aus Liebe aufopfert und das Gebet
andächtig verrichtet, den will ich am Tage des Gerichtes
mit der ewigen Seligkeit belohnen. “